TTIP*

Mit denen wollte ich noch nie,
Die Sicht, die Meinung teilen:
Dass alles Macht ist, reduzierbar
Auf Kontakte, Geld und Interessen;
Dass man sie nicht sieht, die herrschen,
Dass sie Pläne haben, im Geheimen,
Für immer nur ihr eigenes Wohl.

Mit jenen wollte ich noch nie
Beisammen sitzen, mich beraten:
Zu bitter-zynisch die Gesichter,
Ausufernd-rechthaberisch die Reden,
Zu viel an Theorien und Fakten und
Mindestens immer einer riecht
Schlecht aus dem Mund.

Mit diesen wollt ich noch nie
Mich vereinen im Beklagen:
Diesen Schwarzsehern, Nörglern, Ver-
Schwörungstheoretikern, beharren
Wollte ich, bewahren das Prinzip
Gut zu denken, an‘s Gute zu glauben,
Im Zweifel zu vertrauen.

Schwer macht ihr mir diese Haltung,
Zwingt mich zu lesen, selber zu
Recherchieren, auf die Straße (beinah),
Zum Bekenntnis, zum öffentlichen, in
Seltsame Bündnisse mit seltsamen Typen,
Zum persönlichen Einsatz gegen
Eurer unheimliches Spiel:

Der Entmündigung der Parlamente!
Der Verpflichtung der Politik!
Der Erschwerung des Wandels!
Der Entwertung, der Schwächung
Öffentlicher Interessen - zum
Schutz von Wenigen, Einzelnen:
Einer bestimmten Ideologie.

Denn völkerrechtlich Unterbinden wollt ihr,
Dass sie Folgen haben können, die
Notwendigen Diskussionen um Grenzen
Des Wachstums, des Marktes, der Macht
Der Banken, internationalen Konzerne,
Um die Freiheit, von der ihr redet, wie
Sie allein lässt, verdrängt und verstößt.

Dass sich nichts ändert, was wir auch wählen:
Dass wir dirigierbar-erpressbar werden
Durch verbindliche Regeln, Sachzwänge,
Bestehende Verpflichtungen, drohende
Strafen, empfindliche Entschädigungen,
Wenn, was wir wollen, was wir beschließen,
Zu euren Plänen nicht passt.

Abschaffen, scheint mir, wollt ihr
Die Idee, dass Eigentum verpflichtet,
Zu mehr als zur Mehrung des Profits.
Erfreuen, scheint mir, sollen wir uns
Schon an euren Freuden, eurem Gewinn,
Euren BIP und eurem Export, egal was
Ankommt davon bei uns und beim Staat.

Fast ein Endspiel scheint mir, läuft da
Zwischen Euch und uns. Wie seltsam:
Derart drohen wollte ich noch nie -
Mich verweigern und verbünden, nie
Für viele sprechen, derart nie-
Mals Grenzen ziehen, Barrikaden
Des Tolerieren-Wollens, was ihr wollt.

* Text zur Protest-Lesung Wuppertaler Autorinnen und Autoren gegen das Freihandelsabkommen TTIP am 21.05.2015 im Café Ada